MINT-Bildung für Innovation
Bildungsinitiative in Lateinamerika
Wie keine Krise zuvor hat die COVID-19-Pandemie die Notwendigkeit digitaler Lehr- und Lernmaterialien für den Schulunterricht sichtbar gemacht. Anlässlich dieser Herausforderung haben wir zusammen mit unseren Partner*innen in Lateinamerika die Initiative MINT-Bildung für Innovation (Spanisch: Educación STEM para la Innovación) ins Leben gerufen. Mit der finanziellen Unterstützung von Siemens Caring Hands e.V. enstanden innovative Bildungsformate für den MINT-Unterricht – von virtuellen Schulungen für Lehrkräfte über digitales Unterrichten im MINT-Bereich bis hin zu interaktiven Klimawandel-Karten sowie Videos und Podcasts zu den Themen Gesundheit und Hygiene. Heute erreicht die Bildungsinitiative Schüler*innen und Lehrkräfte in ganz Lateinamerika und ist fester Bestandteil unserer internationalen Netzwerkarbeit.
Initiative
Der Zukunft begegnen: Digitale MINT-Bildungsinitiative in Lateinamerika
Wie können Lehrkräfte in Pandemie-Zeiten erfolgreich unterrichten, wenn sie nicht mit ihren Schüler*innen im Klassenraum sitzen, sondern zu Hause, lediglich verbunden durch einen Computer, ein Tablet, ein Handy oder ganz ohne Kontakt? Gemeinsam mit verschiedenen Partnerinstitutionen und Bildungsministerien aus Lateinamerika begegneten wir als Siemens Stiftung dieser Herausforderung: Innerhalb eines Jahres entwickelten wir mit lokalen Expert*innen die Grundlagen für eine Bildungsinitiative für innovative MINT-Bildung in Zusammenarbeit mit Institutionen und Lehrkräften in sieben Ländern Lateinamerikas.
Innovative MINT-Bildung für den digitalen Unterricht
In den Ländern Chile, Kolumbien, Mexiko, Argentinien, Peru, Brasilien und Ecuador haben wir mit unseren Partnerinstitutionen Schulungsinhalte und -methoden für den digitalen Einsatz im Unterricht adaptiert, rund um die MINT-Themenbereiche Naturwissenschaften, Technik, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Gesundheit und Digitalisierung. Durch die Förderung von Siemens Caring Hands e.V. und die Koordination der Siemens Stiftung entstanden:
- Rund 400 digitale und analoge Unterrichtsmedien für die gesamte Bildungskette (Lehrkräfte, Schüler*innen aller Altersgruppen) unter offener Lizenz (OER – Open Education Resources)
- REDECANEDU, ein wachsendes Kooperationsnetzwerk für Dekan*innen der Pädagogischen Fakultäten von mehr als 30 Universitäten in 13 Ländern
- ein wachsendes Netzwerk virtueller Lerngemeinschaften für Lehrkräfte aus derzeit sechs Ländern Lateinamerikas
- ein zertifiziertes Lernprogramm für Lehrkräfte
- regionale Workshops für die Verbesserung der Lehre zu MINT-Themen, Klimawandel, Gesundheit und Nachhaltigkeit
Alle Medien als OER verfügbar
Alle Lehr- und Lernmedien finden Sie unter offener Lizenz auf unserem Bildungsportal CREA (Centro de Recursos Abiertos).
»Nachhaltige Bildung kann nur gemeinsam gelingen. Mit unserer Initiative entsteht ein starkes latein-amerikanisches Netzwerk – für jetzt und für die Zukunft.«
Dr. Nina Smidt, Vorständin der Siemens Stiftung
Die Krise als Anlass, nachhaltige Bildung als Ziel
Allein 2021 wurden mit 100 webbasierten Seminaren mehr als 300.000 Lehrkräfte aus Lateinamerika in innovativen MINT-Inhalten und -Methoden geschult. Ihre erworbenen Kenntnisse werden zukünftig in den MINT-Unterricht von Hunderttausenden Schüler*innen in sieben Ländern Lateinamerikas einfließen. Die aus den Projekten der Initiative hervorgegangenen Bildungsressourcen werden fortlaufend in das von der Siemens Stiftung koordinierte lateinamerikanische Medienportal CREA integriert.
Blended-Learning-Materialien für den MINT-Unterricht über die Pilotphase hinaus
Nach Ablauf der Pilotphase 2022 konzentrieren sich die gemeinsamen Anstrengungen darauf, die von der Initiative entwickelten offenen Bildungsressourcen und Formate an Lehrkräfte, Studierende, Bildungseinrichtungen und Pädagog*innen in ganz Lateinamerika weiterzugeben und sie mit der Unterstützung der nationalen Bildungsbehörden in Lehrplänen zu verankern. So können letztlich Millionen von Lehrkräften und deren Schüler*innen auf dem Kontinent erreicht werden. Um einen nachhaltigen Transfer in Lehrpläne und Schulpraxis zu gewährleisten, sind die interinstitutionelle Zusammenarbeit und das Engagement der regionalen Akteur*innen von entscheidender Bedeutung. Zentraler Knotenpunkt für die Etablierung der Inhalte ist das ebenfalls von der Siemens Stiftung koordinierte MINT-Netzwerk Red STEM Latinoamérica, das derzeit mehr als 180 Institutionen aus 13 Ländern verbindet.
Projekte
Projektpartner*innen in sieben Ländern Lateinamerikas
Insgesamt wurden 14 Projekte in Chile, Kolumbien, Ecuador, Argentinien, Mexiko, Peru und Brasilien von der Siemens Stiftung koordiniert und von Partnerinstitutionen zunächst lokal pilotiert. Die entwickelten Lehr- und Lernmedien sollen sukzessiv in die regionalen Lehrpläne einfließen und ihr Einsatz über das Netzwerk verbreitet werden. Bereits jetzt arbeiten die Projektträger*innen mit Partnerinstitutionen verschiedener Länder zusammen und fördern so von Projektbeginn an interregionale Kooperationen.
In dem vom Centro de Investigación Didáctica de las Ciencias y Educación STEM (CIDSTEM) der Pontifica Universidad Católica de Valparaíso (PUCV) koordinierten Projekt wurden in einem ersten Schritt 650 Lehrkräfte der Naturwissenschaften in zehn Ländern Lateinamerikas über einen Fragebogen systematisch zu ihren Erfahrungen im Unterrichten zu Pandemie-Zeiten befragt, sowohl zu Herausforderungen als auch zu Best-Practice-Ansätzen. Unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse erschuf ein pädagogisches Team aus den teilnehmenden Ländern Regionen unter Koordination des CIDSTEM mehr als 80 neue Blended-Learning-Schulungsformate: Videos, Aufgabenblätter und Leitfäden für Lehrkräfte zu den Themen Umwelt, Gesundheit und Energie. Die Materialien nehmen Bezug auf die jeweilige lokalen Kontexte und sind inklusiv, sie berücksichtigen Inklusion und Diversität ihrer Einsatzorte. Die Inhalte sind nun in der Bildungsplattform Centro de Recursos Educativos Abiertos (CREA) frei verfügbar und wurden über das von der Siemens Stiftung etablierte Netzwerk Red STEM Latinoamérica bekannt gemacht.
Centro de Investigación Didáctica de las Ciencias y Educación STEM (CIDSTEM)
Das vom Centre of Research and Didactics of Sciences and STEM Education (CIDSTEM) koordininierte Projekt MICA ist eine interaktive Karte zum Klimawandel. Sie wurde 2018 von Geografinnen und Geografen, Digitalisierungsexpertinnen und -experten sowie dem CIDSTEM der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso erschaffen und besteht aus druckbaren Faltkarten, einer Smartphone-App mit Texten, Videos, Audiodateien, Bildern, 3D-Objekten und Links zu regionalen Informationen über den Klimawandel. Diese Materialen lassen sich im Unterricht, aber auch im Remote Learning-Kontext einsetzen. Kinder und Jugendliche lernen, Sachverhalte zu beobachten und zu dokumentieren. Durch aktive Mitarbeit erfahren sie, wie sich der Klimawandel auf konkrete Regionen auswirkt. Für die Bildungsinitiative wurden die vorhandenen Prototypen von MICA auf fünf Territorien in fünf Ländern ausgeweitet und passende Lernboxen mit Klimakarten und zwei Dutzend Lernsequenzen zusammengestellt. Die Apps zu den jeweiligen Regionen sind kostenlos in gängigen App-Stores verfügbar.
KEICA (Kit Escolar de Investigación Científico Ambiental) ist ein wissenschaftliches, technologisches und pädagogisches Programm, das die schulische wie auch gesellschaftliche Erforschung lokaler sozio-ökologischer Probleme sowie die Teilnahme an Umweltmessungen und Umweltüberwachungsprozessen fördert. Es verwendet Methoden aus der MINT-Bildung, die das projektbasierte Lernen und die curriculare Verknüpfung mit einem engen Bezug zur lokalen Umgebung verbessert. Für die Bildungsinitiative nahmen 24 Lehrkräfte von zwölf Schulen in Chile, Kolumbien, Peru und Mexiko mit insgesamt 120 Schülerinnen und Schülern an einem ersten Pilotprogramm teil. Mit der Hilfe von Experten sammelten sie Umweltdaten aus öffentlich zugänglichen Quellen (u.a. wissenschaftliche Artikel und regional verfügbare Dokumente) und werteten diese gemeinsam mit den Experten aus. Daraus entstanden fünf Unterrichtsmodule basierend auf realen regionalen Daten – von Luftverschmutzung im chilenischen Coyhaique bis zum Müll- und Recyclingproblem an kolumbianischen Sandstränden. Diese sollen zukünftig auf KEICA Territory, einer eigens geschaffenen interaktiven Plattform mitsamt eines umfangsreichen Daten- und Informationsarchivs frei verfügbar werden.
Dieses Projekt wird koordiniert vom Centro de Investigación de Estudios Avanzados de Educación (CIAE) und dem Programm Educación en Ciencias basado en la Indagación (ECBI) der Universität Chile. Es adaptierte und entwickelte digitale Medien und pädagogische Handreichungen rund um das Thema Klimawandel für den Blended-Learning-Unterricht an Schulen und Bildungsbehörden. Dafür nutzt es unter anderem die Inhalte der internationalen Konferenzen über Bildung zum Klimawandel, die von der Universidad de Chile, CR2, Siemens Stiftung, OCE und UNESCO organisiert wurden. Neben den frei zugänglichen Unterrichtsmaterialien wurde ein Blended-Learning-Kurs für Lehrkräfte entwickelt. Dafür wurden 125 Lehrkräfte aus dem Netzwerk Red STEM Latinoamérica zu ihren Prioritäten in der Klimawandel-Lehre befragt, die für ihre jeweilige Region relevant sind. Der daraus entstandene digitale Kurs soll zukünftig von Bildungsbehörden zertifiziert und für die Lehrkraftausbildung in ganz Lateinamerika verwendet werden, damit seine Inhalte anschließend in die Curricula der einzelnen Länder einfließen können.
Centro de Investigación de Estudios Avanzados de Educación (CIAE)
Dies ist ein Projekt der Facultat de Educación der Pontifica Universidad Católica de Chile. In Zusammenarbeit mit mehr als 100 Lehrkräften wurden digitale Medien und Schulungsformate für alle Schulstufen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entwickelt: Podcast-Folgen mit Interviews von Lehrkräften aus Peru, Kolumbien, Chile und Mexiko zu innovativen Ideen für das digitale Unterrichten unter Pandemie-Bedingungen; Erklärvideos zur Erstellung kostengünstiger Instrumente zur Messung von Umweltdaten wie Wasserqualität, Energiemodelle und Luftverschmutzung sowie Videos, in denen naturwissenschaftliche und pädagogische Expertinnen und Experten sozio-ökologische Herausforderungen in verschiedenen Ökosystemen vorstellen; Audiokapseln, die Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern erklären, wie sie mit innovative Forschungsmethoden nutzen können, um ihre Region zu erforschen; Infografiken zu regionalen Herausforderungen auf der Grundlage der SDGs. Die Medien enthalten didaktische Methoden wie projektbasiertes Lernen, ortsbezogenen Unterricht und Design Thinking. Dieses Projekt wird koordiniert von
CIDS UC (interdisziplinärer Komplex für Nachhaltigkeitsbildung, Campus Villarrica der Pontificia Universidad Católica de Chile.
2021 wurde ein wachsendes Netzwerk lateinamerikanischer Dekaninnen und Dekane der Bildungsfakultäten wichtiger lateinamerikanischer Universitäten aufgebaut. Das Ziel des „Redecanedu“ genannten Netzwerks ist es, ein Ort für den Wissensaustausch der Bildungsfakultäten Lateinamerikas zu sein, um innovative Praktiken unter anderem in der MINT-Bildung relevanter in die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung und deren Weiterbildung zu bringen. Seit Gründung wurden unter anderem ein Seminar zur Lehrkräfteausbildung organisiert, zwei universitätsübergreifende Forschungsprojekte mit Stipendien gefördert, eine erste Konferenz aller Redecanedu-Teilnehmer veranstaltet sowie eine Befragung zur Lehrkraftausbildung in Pandemiezeiten an den beteiligten Universitäten durchgeführt. In regelmäßigen digitalen Treffen, Seminaren, Forschungsprojekten und Konferenzen tauschen sich die inzwischen mehr als 34 Dekanninen und Dekane aus 13 Ländern zur Analyse, Forschung und gemeinsamen Initiativen rund um Bildung allgemein aus, identifizieren Herausforderungen und mögliche Lösungen, und diskutieren regional- und nationalpolitische Fragen wie Klimawandel, digitale Lehre, Diversität, Interkulturalität, Bildungszugänge und -gerechtigkeit – in Zeiten der Pandemie und im Anschluss an sie.
Das Projekt koordiniert die Universidad de Antioquia. Computational Thinking, computergestütztes Denken, findet zunehmend in die Lehrpläne verschiedener Schulformen. Das heißt, Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Denkkonstrukt von Computern auseinander und wenden diese Vorgehensweise beim Lösen bestimmter Probleme an. Basierend auf einer dokumentarischen Auswertung und Analyse der bestehenden Herausforderungen bei der Integration und Entwicklung der Methode computergestütztes Denken an Grund- und weiterführenden Schulen Lateinamerikas, entwickelten Experten der kolumbianischen Universität gemeinsam mit Fachkollegen aus weiteren lateinamerikanischen Ländern OER-Unterrichtsinhalte und Workshops, die Lehrkräfte dabei unterstützen, Unterrichtsmodule zu computergestütztem Denken zu entwickeln und durchzuführen. Selbst-Lernmodule zu computergestütztem Denken und STEM für Lehrkräfte wurden außerdem kreiert. In Webinaren setzten sich Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte auf Spanisch und Portugiesisch praktisch mit computergestütztem Denken und seinen STEM-Methodologien auseinander.
Dieses Projekt ist eine Zusammenarbeit der medizinischen und der pädagogischen Fakultät der Universidad de la Sabana. Prosalud trägt zu einer ganzheitlichen Gesundheitsstrategie bei, die darauf abzielt, über das in der Schule erworbene Gesundheitswissen in die Familien und somit in die Gemeinschaft hineinwirken zu können. Sie umfasst neben Ernährung, körperlicher Aktivität, Erholung und Umweltbewusstsein auch politische und gesellschaftliche Kenntnis und Teilnahme. In einem Pilotprogramm wurden zuerst mehr als 130 Lehrkräfte von sechs Schulen in vier Gemeinden der Provinz La Sabana Centro in Prosalud ausgebildet. Dafür wurden eigene digitale Lehrmodule, didaktische Handreichungen und Videos erstellt und angewendet, sowohl für die Lehrkräfte als auch deren Schülerinnen und Schüler. In dem anschließenden Schul-Wettbewerb „Challenge Experience“ – der darauf abzielt, Lösungen für konkrete gesundheitsbezogene Probleme finden – zeigte sich bereits eine klare Verbesserung der Kenntnisse von Schülerinnen und Schüler über gesunde Gewohnheiten und gesundheitsverbessernde Strategien und Aktivitäten. Zusätzlich entwickelten die Experten weitere Open Educational Resources (OER) für das digitale, synchrone und asynchrone Lernen. Dazu gehören unter anderem ein virtuelles Lehrprogramm bestehend aus fünf Kursen und zehn Unterrichtsstunden, Podcasts mit begleitenden Aktivitäten für den Unterricht in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen sowie ein Podcast inklusive Aktivitätsleitfaden für Eltern und die Gemeinschaft. Alle OER sind bereits auf der Plattform Centro de Recursos Educativos Abiertos (CREA) frei verfügbar. Das Pilotprogramm wirkte sich bereits auf mehr als 6000 Schülerinnen und Schüler aus. Die Reichweite von Prosalud soll zukünftig weiter ausgebaut werden.
Das Projekt wird von der Pontificia Universidad Bolivariana in Medellin koordiniert. Es unterstützt bei der Entwicklung eines regionalen Lehrkräfte-Netzwerks, genannt NetSTEM, mit dem Fokus auf STEM-Lehre und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) mit Informations- und Kommunikationstechnik. Dafür kooperierten Lehrkräfte aus Mexiko, Kolumbien, Peru, Argentinien, Chile und Brasilien mit dem Ziel, den STEM-Unterricht in diesen Ländern zu verbessern und sich miteinander zu vernetzen. In einem vorbereitenden digitalen Kurs arbeiteten 50 fach-versierte und interessierte Lehrkräfte aus den sechs Ländern zusammen, mit dem Ziel als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren MINT-Inhalte kollaborativ und digital zu lehren. Ihre Aufgabe ist es fortan, über NetSTEM Kenntnisse in eigens kreierten regionalen Lehrgruppen an andere Lehrkräfte weiterzugeben. Unter Anwendung der Methode Design Thinking führten die sechs Länder-Lerngruppen anschließend ein überregionales MINT-Bildungsprojekt zum Thema Wassernutzung durch. Die Fortschritte des Netzwerks haben die Lehrkräfte in 250 Kurzvideos dokumentiert. Die Videos sind online auf der NetSTEM-Webseite und auf Youtube verfügbar.
Pontificia Universidad Bolivariana
Dieses Projekt wird koordiniert von der Universidad San Francisco de Quito und wurde in enger pädagogisch-didaktischer Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Kolumbien und Chile entwickelt. Es verbindet Erkenntnisse und Methoden aus der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) mit indigenem Wissen von Ecuadors Ureinwohnern. Nach dem Vorbild eines ähnlichen Projekts in Kolumbien wurden seit Projektstart Bildungspakete für Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 15 Jahren kreiert. Sie haben die Schwerpunkte Biodiversität und indigene Kultur. In die Entwicklung der Materialien flossen auch Ansätze aus dem internationalen Bildungsprogramm Experimento. Jedes Paket enthält ein Video, einen Leitfaden für Lehrkräfte und interaktive Komponenten, die zukünftig frei auf der Plattform CREA verfügbar sein werden, und ihren Weg in die ecuadorianischen Lehrpläne finden sollen.
Siemens Solid Edge ist eine Software zur Gestaltung und Herstellung von Produkten. Sie beinhaltet Werkzeuge für 3 D-Design, Simulationen, Herstellung, Datenverwaltung und mehr. Eine kostenlose Version von Solid Edge wird bereits in 70 Ländern verwendet und erreicht mehr als eine Million Lernende. In dem Projekt der Fundación Siemens Argentina wurden im ersten Projektjahr rund 300 Lehrkräfte aus Argentinien, Mexiko, Kolumbien, Peru, Guatemala und Chile in der Software Solid Edge geschult sowie mehr als 1500 argentinische Schülerinnen und Schüler technischer Schulen. Die gewonnenen Kenntnisse nutzten die Jugendlichen bereits: Gemeinsam mit Experten entwickelten sie mit Solid Edge Sanitäranlagen mit Trinkwasserversorgung unterschiedlicher bedürftiger Gemeinden in Buenos Aires. Das Projekt soll die Technikbildung in den weiterführenden Schulen Argentiniens stärken, mit besonderem Fokus auf digitale Kompetenzen. Die für die Bildungsinitiative entwickelten Blended-Learning-Materialien – Video-Lernkapseln, didaktische PDF-Bausteine, und Handbücher, die bereits von mehr als 1000 Lehrenden und Lernenden runtergeladen wurden – sind frei auf CREA verfügbar. Im Rahmen des Projektes „Solid Edge for Social Impact“ interagiert die Fundacion Siemens Argentina mit Institutionen in Mexico, Chile und Kolumbien.
Dieses Projekt wird von der non-profit Initiative INNOVEC durchgeführt, die sich für die verbesserte MINT-Bildung an öffentlichen Schulen einsetzt. In einer Serie von INNOVEC veranstalteten Online-Seminaren, Workshops und Lehreinheiten wurden bereits im ersten Projektjahr 130.000 Lehrkräfte und politische Entscheidungsträger aus ganz Lateinamerika darin geschult, wie sie digitalen STEM-Unterricht mit blended Open Educational Resources (OER) gestalten können. Dafür lernten die Lehrkräfte das Portal CREA (Centro Recursos Educativos Abiertos – Open Educational Resource Center) kennen und nutzen, als auch den Umgang mit Unterrichtsinhalten, die auf die Lehrpläne der jeweiligen Länder zugeschnitten sind. Mit der Unterstützung regionaler Bildungsministerien und -vertretern wurden zusätzlich Workshopmodule erstellt sowie Online-Workshops und Präsenz-Veranstaltungen organisiert, die bereits von rund 1000 Lehrkräften der Primär-und Sekundarstufen aus Mexiko, Ecuador, Peru und Kolumbien genutzt wurden. INNOVEC hat außerdem audiovisuelle Lernkapseln kreiert, mit Leitfäden für MINT-Unterricht und nachhaltige Entwicklung sowie MINT-Unterricht und Gesundheit, die inzwischen auf der CREA-Plattform verfügbar sind.
Die Bildungsfakultät der Pontificia Universidad Católica del Perú koordinierte die Entwicklung und Implementierung einer zertifizierten Weiterbildung für Lehrkräfte anhand von Online-Selbstdidaktik-Modulen. In einem Kurs sollen die MINT-Kompetenzen (digitale Kompetenzen, kritisches Denken, ethisches und verantwortungsvolles Handeln) in den Lehrmethoden gefördert werden. Jede Kurseinheit beinhaltet ein OER-Paket (Videos, Leitfäden, und mehr), das von einer Pilotgruppe von 120 peruanischen Lehrkräften getestet, von Bildungsexperten überprüft wurde. Das Paket ist nun auf CREA frei verfügbar. Ein besonderes Anliegen des peruanischen Bildungsministeriums war es, die Lehrkräfte der Pilotgruppe zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren heranzubilden, um train-the-trainer Kompetenz in verschiedenen Regionen des Landes aufzubauen. Für dieses Engagement während der Pandemie wurde die Siemens Stiftung offiziell vom Bildungsministerium als „Aliado por la Educación“ (Verbündete für Bildung) ausgezeichnet.
Die Associação do Laboratório de Sistemas Integráveis Tecnológico (LSI-TEC), einer Vereinigung, die der Universität von São Paulo (USP) angegliedert ist, gründete ein lokales Netzwerk aus Bildungsakteuren namens „STEAM Territorio São Paulo“. Unterstützt wurden sie von der Polytechnischen Schule der USP und dem Bildungsministerium des Bundesstaates São Paulo. Das Netzwerk zielt darauf ab, Räume für den Austausch, die Zusammenarbeit und die Verbesserung des öffentlichen Schulunterrichts zu schaffen, zu den Themen Naturwissenschaften, Technik, Informatik, Kunst und Mathematik (engl. Kurzform STEAM). Mithilfe sogenannter STEAM Spaces werden physische Räume geschaffen, die einen praxisorientierten sowie kontextbezogenen STEAM-Unterricht ermöglichen und so das regionale Netzwerk stärken. Die implementierten STEAM Spaces werden als Pilotprojekte verstanden, die der Erstellung und Bereitstellung von Richtlinien für eine groß angelegte Implementierung und Evaluierung von STEAM Spaces in Schulen dienen. Ziel dabei ist es, erschwingliche und einfach zu implementierende Lösungen für öffentliche Schulen in Brasilien und darüber hinaus zu entwickeln und durch die Schaffung kosteneffizienter STEAM Space-Modelle die Chancengleichheit im Bildungswesen zu fördern. Dafür wurde zunächst ein Onlinekurs erstellt, indem Lehrkräfte darin geschult werden, was STEAM Spaces sind und wie man sie gestaltet, nutzt und verwaltet. Die Inhalte basieren auf dem nationalen Lehrplan (BNCC) und stehen sowohl auf Portugiesisch auf der Massive Open Online Plattform APICE des LSI-TEC offen zur Verfügung sowie in seiner spanischen und adaptierten Version auf CREA. Den teilnehmenden Schulen werden unter anderem kostengünstige Wissenschafts- und Technologie-Kits bereitgestellt sowie notwendige infrastrukturelle Anpassungen durchgeführt. Das „STEAM Territorio São Paulo“ ist Teil des lateinamerikaweiten STEM-Netzwerkes (Red STEM).
Partner*innen
Bildungsnetzwerk für ganz Lateinamerika
Unterstützung aus Politik und Wirtschaft
»Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, um innovative Lernmethoden zu fördern, die allen Kindern und Jugendlichen eine Chance auf hochwertige Bildung ermöglichen«
Prof. Dr. Stephan Frucht, Vorstandsmitglied Siemens Caring Hands e. V.
»Ich freue mich, dass unsere Spenden aus dem Hilfsfonds unter anderem für dieses großartige Bildungsprojekt in Lateinamerika eingesetzt werden.«
Judith Wiese, Mitglied des Vorstands sowie Chief Human Resources Officer der Siemens AG
Kontakt
Leitung Regionalbüro Lateinamerika
Ulrike Wahl
ulrike.wahl@siemens-stiftung.org
Leitung Arbeitsgebiet Bildung
Dr. Barbara Filtzinger
barbara.filtzinger@siemens-stiftung.org
Lehren und Lernen in der Pandemie und die Zukunft digitaler Bildung – Einblicke in einen neuen Kindergarten- und Schulalltag
Die COVID-19-Pandemie hat das Lehren und Lernen weltweit auf den Kopf gestellt. Von heute auf morgen mussten Lehrkräfte lernen, mit ihren Schülerinnen und Schülern virtuell in Kontakt zu treten – nicht nur technisch, sondern vor allem auch methodisch eine echte Herausforderung! Seit Dezember 2020 sind im Rahmen der lateinamerikaweiten Initiative MINT-Bildung für Innovation mit der finanziellen Unterstützung von Siemens Caring Hands e.V. zahlreiche Projekte sowie innovative Lehr- und Lernmaterialien entstanden, die bereits intensiv in Kindergarten und Schule zum Einsatz kommen. Fünf Pädagoginnen berichten nun in unserer Interviewreihe #STEMeducation4innovation, wie die Pandemie ihren Berufsalltag verändert hat – und zeigen Perspektiven auf, wie digitale Bildung in Zukunft gelingen kann.
Wenn Kreativität Neugier auch digital entfacht
María Marcela Vargas Fernández unterrichtet 32 Kinder im Vorschulalter an der Schule República de Brasil in Santiago, Chile. „Dieses Jahr ist ‚Full Zoom‘“, berichtet sie. „Leider hat mein Kindergarten keine Lizenz gekauft, also agieren wir mit dem Gratis-Zoom, unsere Stunden sind maximal 40 Minuten lang. Man könnte meinen, das ist sehr lang für die Aufmerksamkeitskapazität von Fünf- bis Sechsjährigen, aber hier gab es eine Überraschung: Mit den Monaten haben sich immer mehr Kinder zugeschaltet, es wuselt inzwischen auf dem Bildschirm, das Ganze ist unheimlich interaktiv!“
Schon das kleinste Miteinander schafft großen Zusammenhalt
Emma Janelle UC Artigas koordiniert die Bildung und Fortbildung von Lehrkräften für das Staatssekretariat für Grundschulbildung, das zum Bildungsministerium von Veracruz, Mexiko, gehört. Im Interview berichtet sie: „Die Lehrerinnen und Lehrer reagierten zunächst unterschiedlich. Die meisten dachten, die Pandemie sei bald vorbei, aber als sie merkten, dass sie noch viel länger andauern würde, verspürten sie Angst und Nervosität. Viele litten unter Depressionen.“
Willkommen in der Antarktis – Reisen, die ohne Schulschließung nie stattgefunden hätten
Vor kurzem sagte Jessica Espinoza Fuentes: „Kinder, heute lernen wir, was es mit Wasser und seinen Formen auf sich hat. Wir folgen der Einladung des Leiters der Militärbasis in der chilenischen Antarktis. Dort ist es sehr kalt, noch viel kälter als morgens in San Sebastián, wenn die Vaguada, der feuchte dichte Küstennebel, die Straßen hochzieht. Alle ziehen sich jetzt dick an. Mütze, Schal und gefütterte Jacke nicht vergessen.“ Sie zog sich all diese Dinge vor dem Bildschirm an und sah, wie die Kinder es ihr nachmachten.
Ein Glücksgefühl, wenn Kinder über sich hinauswachsen
Irene del Carmen Santos Cruz unterrichtet in einem Vorort von Xalapa City im Bundesstaat Veracruz, Mexiko. Ihre Schüler*innen kommen aus Familien ohne festes Einkommen. „Ich habe letztes Jahr, als Corona zuschlug, eine Umfrage durchgeführt und herausgefunden, dass nur zwei meiner Schülerinnen und Schüler einen Computer besitzen. Der Rest musste ein Handy benutzen, um am Unterricht teilzunehmen, das sie in vielen Fällen auch mit anderen Mitgliedern ihrer Familie teilen müssen.“
Ohne Internet und Handyempfang: Unterrichten im mobilen Klassenzimmer
Selene Esparza unterrichtet Kinder von Wanderarbeiter*innen in Mexiko, die oft nicht mal einen Klassenraum zur Verfügung haben, geschweige denn Internet oder Handyempfang. „Die Kinder und Jugendlichen stehen für rund 50 Prozent der Schüler*innen Lateinamerikas. Sie haben keine Möglichkeit für digitalen Unterricht“, erzählt sie. „An meinem ersten Tag bekam ich den Schlüssel ausgehändigt. Ich schloss den Eisenbahnwaggon auf und musste mich erstmal setzen. Ich dachte: Das ist also die Realität – ich sitze fernab zwischen Tomaten, Bohnen und Chili. Kein Computer und kein Internet werden hier funktionieren.“