WeTu

Innovationshub mit nachhaltiger Wirkung

Am WeTu Hub in Mbita am Viktoriasee können Kunden sauberes Trinkwasser erwerben und Solar-Laternen ausleihen.
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An mehreren Standorten können Kunden rund um die Uhr gefiltertes Trinkwasser über ein ATM System beziehen.
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Eine sogenannte „Talking Wall“ vor dem Hub veranschaulicht den hygienischen Umgang und Transport von Wasser.
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Der Geschäftsbereich WePower verleiht Lithium-Ionen-Laternen an Fischer am Viktoriasee.
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Aktuell sind bereits über 1.200 der speziell entwickelten Solarlaternen im nächtlichen Einsatz.
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Das e-Cargo Bike im Einsatz in Kenia. Das geländegängige, elektrische Lastenfahrrad wurde vom Start-up anywhere.berlin entwickelt.
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Produktion eines geländegängigen, elektrischen Lastenfahrrads (e-Cargo Bike) am WeTu Standort Mbita.
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Entlang der Küste des Viktoriasees arbeitet das von der Siemens Stiftung gegründete Sozialunternehmen WeTu an innovativen Lösungen zur Energie- und Trinkwasserversorgung sowie Elektromobilität. Basierend auf einem sozialen und ökologischen Geschäftsmodell verbessert WeTu die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort, schafft Arbeitsplätze und eröffnet neue wirtschaftliche Perspektiven.

Nach zahlreichen Erfahrungen mit sozialunternehmerischen Ansätzen im Bereich Entwicklungskooperation hat sich die Siemens Stiftung 2018 zur Gründung eines eigenen Sozialunternehmens entschieden, um die Wirkung ihrer Angebote auf eine breitere Basis zu stellen und lokal zu verankern. WeTu ist als kenianische Limited registriert und entsprechend den deutschen Steuervorgaben als Sozialunternehmen, vergleichbar einer deutschen gGmbH, aufgesetzt. Die finanziellen Mittel zum Erwerb der Grundstücke, Gebäude und technischen Anlagen wurden durch die Siemens Stiftung in Form eines Gesellschafterdarlehens zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt.

Afrika ist der Kontinent mit dem schnellsten Bevölkerungswachstum. Bis zum Jahr 2035 wird erwartet, dass die Bevölkerung von derzeit etwa 1,2 Milliarden auf über 1,8 Milliarden Menschen ansteigt. Um sicherzustellen, dass alle Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, Arbeitsplätzen, Bildung und relevanten Märkten haben, sind adäquate Mobilitätslösungen von großer Bedeutung. Mit 28,5 Prozent ist der Verkehrssektor bereits heute für einen erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen des Kontinents verantwortlich. Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums, der schnellen Urbanisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs wird dieser Anteil voraussichtlich weiter steigen. 

E-Mobilität als Motor für eine nachhaltige Wirtschaft und aktiven Klimaschutz

Eine vielversprechende Möglichkeit, CO2 einzusparen, Luftverschmutzung zu bekämpfen und gleichzeitig umfassende Mobilitätsmöglichkeiten zu schaffen, ist die Elektrifizierung von Fahrzeugen. Doch damit dieser Übergang in eine klimafreundliche Zukunft erfolgreich gelingt, sind dringend Investitionen in die Ladeinfrastruktur, Elektrofahrzeuge und Elektromobilitätskomponenten wie Batterien erforderlich. Zusätzlich spielen technologische Anpassungen und Entwicklungen sowie umfangreiche Tests und Pilotprojekte eine entscheidende Rolle, um den Einsatz von Elektromobilität erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.  

Mobilität als Nachhaltigkeitsfaktor

»The transport sector is the fastest-growing greenhouse gas (GHG) emitting sector, expected to reach a share of more than 30% of total GHG emissions in the future. The global vehicle fleet is set to double by 2050, with more than 90 per cent of future vehicle growth projected to take place in low and middle-income countries.»

UNEP (2021): Supporting the Global Shift to E-Mobility

„WeTu“ bedeutet „unseres“ auf Swahili und ist der Markenname des Sozialunternehmens WeHub! Viktoriasee Ltd. Das Kerngeschäft der 100%-igen Tochter der Siemens Stiftung basiert auf dem Verleih von solarbetriebenen Fischerlaternen, dem Vertrieb von sauberem Trinkwasser und der Bereitstellung von E-Mobility-Lösungen. Zielsetzung ist es, das operative Geschäft des Sozialunternehmens sowie Wartung und Instandhaltung der technischen Anlagen nachhaltig aus den Einkünften finanzieren zu können. Mögliche Gewinne bleiben im Unternehmen und dienen dem weiteren Ausbau und der damit verbundenen Stärkung der positiven gesellschaftlichen Wirkung.

WeWater

Ein 24/7 ATM System gewährleistet den Zugang zu sicherem Trinkwasser an den Hubs. Unabhängig von den Öffnungszeiten steht rund um die Uhr ein Verkaufsautomat zur Verfügung. Bezahlt wird das Wasser über Wertmarken, die durch Bargeldeinzahlung oder Mobile Money unkompliziert aufgeladen werden können. Dieses ATM-System stellt sicher, dass kein Wasser verloren geht oder verschwendet wird, und benachrichtigt Kund*innen automatisch per SMS, falls Probleme auftreten.

Für die Filterung des Wassers arbeitet WeTu mit Solar Spring Membrane Solutions, ein kompaktes 4-stufiges Wasserreinigungssystem, das bis zu 12.000 Liter Trinkwasser pro Tag produziert. Das System eignet sich für die Aufbereitung von verunreinigtem Oberflächenwasser aus Brunnen, Flüssen, Seen und Regenwasser und liefert eine Wasserqualität, die bis zu 99,99 % frei von Bakterien und Viren ist. Als Wasserquelle für die WeTu Hubs dienen Regenwasser und Wasser aus dem Viktoriasee.

WeLearn

Kenia stellt seinen Energiesektor verstärkt auf erneuerbare Energien um und will bereits bis 2030  hundert Prozent des Bedarfs mit nachhaltiger Energie decken. Dabei ist eine qualitätsvolle Bildung  einer der wichtigsten Faktoren, der über Wohlstand und soziale Entwicklung entscheidet, denn das Land benötigt qualifizierte Arbeitskräfte, die diesen Wandel vorantreiben. In Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen WE!Hub Victoria Limited (WeTu) startet die Siemens Stiftung das neue Bildungsprojekt WeLearn. Der vierwöchige Kurs konzentriert sich auf die berufliche Orientierung in technischen Berufsfeldern von Schulabsolventen (50% Mädchen). Das Projekt ist eng mit den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) verbunden und zielt darauf ab, die Lücke zwischen schulischer Theorie und technischer Anwendung zu schließen, die für eine nachhaltige Wirtschaft erforderlich ist.

WePower

Die WeTu Hubs liefern nicht nur sauberes Trinkwasser, sondern sind zugleich solarbetriebene Ladestationen, die Strom für nachhaltige Energielösungen zu liefern. Aufgebaut sind die Dienstleistungen auf dem Ansatz der Sharing Economy. WeTu vermietet Laternen und Batterien für E-Fahrzeuge, kümmert sich um das Aufladen und die Wartung der Produkte und fährt damit einen umweltfreundlichen Wiederverwendungs- und Recyclingprozess.

Viele Fischer am Viktoriasee nutzen Laternen mit Blei-Säure-Batterien, die bei stürmischen Bedingungen auf den Seegrund sinken und somit eine hohe Umweltbelastung darstellen. WeTu bietet dagegen Laternen mit Lithium-Ionen-Batterien an. Diese Laternen sind robust, langlebig und schwimmfähig.

WeMobility

Der Geschäftsbereich WeMobility testet an den Standorten entlang des Viktoriasees Elektrofahrzeuge, die für den alltäglichen Einsatz in ländlichen Gebieten besonders geeignet sind. Ziel ist es nachzuweisen, dass die Produkte eine umweltschonende und langfristige Alternative zu bestehenden Transportmöglichkeiten bieten. Auch hier kommen Prinzipien der Sharing Economy zum Einsatz. Die E-Mobilitätslösungen bieten dem regionalen Handel, Fischer*innen, Landwirt*innen und Kleinunternehmen die Möglichkeit ihr Einkommen zu steigern, indem sie einen größeren Kund*innenkreis erreichen können.

Die Montage und Wartung der E-Fahrzeuge erfolgt in lokalen Werkstätten, wodurch eine regionale Wertschöpfungskette geschaffen wird. Schulungen und Anleitungen zu Bau und Wartung der E-Mobilitätslösungen sowie zur Beschaffung von geeignetem Material finden an den WeHubs statt. So werden die Mechaniker*innen auf die neuen Anforderungen vorbereitet, die die E-Mobilitätslösungen erfordern.

In der Region am Viktoriasee haben nur knapp 35 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, lediglich 20 Prozent sind an ein zentrales Energienetz angeschlossen. Der Personenverkehr und Warentransport ist in den ländlichen Gebieten oft nur sehr mühsam möglich. Eine weitere große Herausforderung für das Land ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit von über 20 Prozent. Start-ups und Sozialunternehmen schaffen gerade unter diesen Bedingungen nachhaltige Arbeitsplätze und stellen gleichzeitig die Grundversorgung in vielen Bereichen des täglichen Lebens sicher.

Im Gründerzentrum von Kisumu verankert und international vernetzt

Die Verwaltung von WeTu sitzt im Gründerzentrum „LakeHub“ in Kisumu, wo lokale digitale Start-ups ansässig sind. In Kooperation mit diesen Initiativen sollen digitale Anwendungen und neue Geschäftsmodelle rund um Kreislauf- und Verleihwirtschaft entwickelt werden. Der Schwerpunkt Elektromobilität wird von einer deutsch-kenianischen Forschungspartnerschaft begleitet, die von der Siemens Stiftung derzeit aufgebaut wird.

Entlang der Küste des Viktoriasees in Kenia arbeitet WeTu an den Standorten Mbita, Sindo, Nyandiwa, Sori, Ragwe, Honge/Uhanya und Homabay. Die Verwaltung befindet sich in Kisumu, im Gründerzentrum „LakeHub“

Standorte des Sozialunternehmens WeTu.
© WeTu

WeTu hat seit der Gründung 14 Standorte in ländlichen Gemeinden aufgebaut und arbeitet weiter an dem Ausbau der bestehenden Standorte mit Water-Energy-Hubs. In diesem Prozess arbeitet WeTu eng mit den lokalen Behörden zusammen, unter besonderer Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsthemen. Aktuell zählt das Unternehmen 50 Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus konnten weitere ca. 40 indirekte Arbeitsplätze geschaffen werden, wie beispielsweise Mitarbeiter*innen des Sicherheitsdienstes, die zu 100 Prozent über einen Dienstleister bei WeTu beschäftigt sind. 

Ausbau der drei Säulen Wasser, Energie und Elektromobilität

Die drei Geschäftsbereiche WeWater, WePower und WeMobility wurden ebenfalls weiter auf- und ausgebaut: Bisher konnten im Geschäftsbereich WeWater bereits rund zehn Million Liter Trinkwasser verkauft werden. Etwa 3.500 registrierte Kund*innen mit durchschnittlich 5 Personen pro Haushalt werden inzwischen durch das Sozialunternehmen versorgt. Das bargeldlose Bezahlsystem hat sich bewährt und es konnten bereits 16 automatisierte Abgabestellen in zehn Gemeinden installiert werden. Bis Ende 2023 sollen weitere 15 Abgabestellen aufgebaut werden, um deutlich mehr Kund*innen zu erreichen und das Wasser näher an ihre Hütten und Wohnungen bringen zu können.

Zahlen & Fakten

  • 10 Mio. Liter Wasser verkauft
  • 3.500 registrierte Kund*innen
  • Insgesamt 31 Wasser-ATMs bis Ende 2023
  • 40 elektrische Leih-Motorräder

Die Anzahl umweltfreundlicher Fischerlaternen für den Geschäftsbereich WePower konnte bereits verdoppelt werden. Durch den Aufbau von weiteren Standorten wird das Geschäftsmodell stetig erweitert und mehr Fischer*innen werden erreicht. Angestrebt ist zudem, die Batterien der Laternen in ein Second Life Recycling-Kreislauf zu überführen und Sammelpunkte für Elektromüll an den Kiosken einzurichten. Des Weiteren sind Fortbildungen und Trainings im Bereich „E-Mobilität und E-Waste“ sowie zu Trinkwasser und Hygiene durchgeführt worden, um Personen aus dem informellen Sektor, wie z. B. Motorradmechaniker*innen und Elektriker*innen auf die veränderten Anforderungen von E-Transport vorzubereiten und Wertschöpfungsketten in Westkenia aufzubauen wie auch zu etablieren.

Im Geschäftsbereich WeMobility entwickelte innovative Mobilitätslösungen befinden sich in der „proof of concept“-Phase hinsichtlich verschiedener technologischer Ansätze und Business-Modelle. Selbstständige Kleinunternehmer*innen können elektrische Motorräder ausleihen. Im Moment stehen 40 elektrische Motorräder zur Verfügung, die beispielsweise zur Auslieferung von Gütern oder auch für den Personentransport genutzt werden. Durch den kostengünstigen Zugang zu E-Mobilitätsfahrzeugen werden somit zahlreiche neue Dienstleistungen ermöglicht und damit weitere Arbeitsplätze geschaffen und zusätzliches Einkommen generiert. Um die Entwicklung neuer Fähigkeiten und Arbeitsplätze zu unterstützen, arbeitet WeTu am Ausbau der lokalen Produktion und der Erhöhung der Workshop-Angebote.

Tilmann Straub

»Jede*r bringt sich mit vollem Engagement ein, um das Unternehmen voranzubringen.«

Tilmann Straub, Geschäftsführer von WeTu im Interview

Kontakt

Projektleitung WeTu Kenia
Tilmann Straub
tilmann.straub@siemens-stiftung.org