Female Social Entrepreneurship

Wie Frauen mit sozialen Innovationen nachhaltige Entwicklung gestalten

Weltweit wird jedes zweite Sozialunternehmen von einer Frau geleitet (WEF, 2024) – mehr als doppelt so viel wie im gesamten Unternehmenssektor, wo der Frauenanteil in Führungspositionen deutlich niedriger liegt. Gleichberechtigte Teilhabe und vielfältige Perspektiven bilden das Fundament für nachhaltige Entwicklung und dringend benötigte Transformationen. Aus diesem Grund kooperiert die Siemens Stiftung seit vielen Jahren eng mit Sozialunternehmerinnen. Im Mittelpunkt steht dabei ein partnerschaftlicher Austausch, der auf essentieller lokaler Expertise und kulturellem Wissen aufbaut.

Gleichberechtigung als Schlüsselfaktor für nachhaltige Entwicklung

Unternehmerinnen bringen diverse Perspektiven und Ansätze in die Geschäftswelt, entwickeln neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen (Global Entrepreneurship Monitor, 2024). Mit der höchsten Rate weiblichen Unternehmertums weltweit – etwa 24%  – sind Frauen in Afrika führend bei Gestaltung innovativer Lösungen für ihre Gemeinschaften.

Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Sozialunternehmerinnen, insbesondere in Regionen Subsahara-Afrikas, wissen wir: Soziale Innovationen entfalten die stärkste nachhaltige Wirkung, wenn verschiedene Sichtweisen miteinbezogen und Lösungen für alle Beteiligten entwickelt werden. Weltweit gestalten Sozialunternehmerinnen inklusive Innovationen, fördern Diversität am Arbeitsplatz und tragen dazu bei, Geschlechterstereotype zu überwinden.

Sozialunternehmerinnen sind hoch motiviert, für soziale Belange einzutreten, die sie direkt betreffen. Sie setzen technologische Innovationen und integrative Strategien ein, um die Lebensqualität der Menschen am unteren Ende der Einkommenspyramide zu verbessern (Rosca et Al., 2020) und berücksichtigen dabei die Interessen und Bedürfnisse von Frauen.

Sozialunternehmerinnen beschäftigen häufig andere Frauen (European Investment Bank, 2022) und stärken so deren wirtschaftliches Empowerment, aber auch das von anderen marginalisierten Gruppen und Geringverdiener*innen (Simba et al., 2023). Dabei schaffen sie ein inklusives Arbeitsumfeld.

Sozialunternehmerinnen sind positive Rolemodels, in ihren Communities und darüber hinaus. Auch im Sozialunternehmertum sind Frauen mit Diskriminierung konfrontiert, die z. B. zu schlechteren Finanzierungsmöglichkeiten führen. Sozialunternehmerinnen durchbrechen viele dieser Muster der geschlechtsspezifischen Ungleichheit und verbessern die Position von Frauen im Sektor stetig (World Economic Forum, 2021).

Sich zu engagieren spielt bei frauengeführten Unternehmen eine wichtige Rolle (Bruckner und DeCamp, 2024). Viele Unternehmerinnen investieren ihre Gewinne zurück in ihre Gemeinschaften, unterstützen Bildungsinitiativen, Gesundheitsprojekte und andere soziale Programme. Insbesondere afrikanische Unternehmerinnen legen großen Wert auf Bildung und Mentoring, um die nächste Generation junger Frauen zu fördern. 

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Valerie Labi (CEO Wahu!) hat 2020 Ghanas erstes E-Bike-Unternehmen gegründet.
© Wahu!
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»Investitionen in Unternehmerinnen stärken ganze Gesellschaften. In Afrika, wo Gemeinden durch kollektiven Fortschritt gedeihen, stärken frauengeführte Unternehmen Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Resilienz.«

Celeste Vogel, Managing Director, eWAKA

Förderung von Early Stage bis Wachstumsphase

Der enorme Beitrag von Frauen im Sozialunternehmertum findet immer mehr Anerkennung. Viele Förderungen sind inzwischen auch auf weibliche Unternehmer*innen ausgerichtet. Das bedeutet, dass Aspekte wie geschlechtsbezogene Diskriminierung, familiäre Rollenbilder, eingeschränkter Zugang zu Bildung und Förderungen miteinbezogen werden. Gleichzeitig zeigt sich in vielen afrikanischen Kontexten, dass Förderangebote meist auf bereits etablierte, sichtbare Unternehmen zielen. Die frühen Phasen – von Ideenfindung über Gründung bis hin zum ersten Wachstum und Skalierung – werden seltener begleitet, obwohl gerade hier entscheidende Impulse für lokales Empowerment entstehen.

Deshalb arbeitet die Siemens Stiftung bewusst mit Sozialunternehmerinnen in diesen frühen Phasen zusammen – insbesondere in den Feldern E-Mobilität, Wasserversorgung, weiblicher Gesundheit und erneuerbaren Energien. Unser Ansatz ist kontextbezogen, partnerschaftlich und bedarfsorientiert: Wir fördern nicht nur Projekte, sondern begleiten unternehmerische Persönlichkeiten, die die Zukunft ihrer Communities mitgestalten – oft unter herausfordernden Bedingungen und mit enormem Innovationsgeist. Dabei verstehen wir unsere Rolle nicht als Wegweiserin, sondern als Wegbegleiterin. Indem wir voneinander lernen und gemeinsam handeln, können wir transformative Veränderungen bewirken. 

Das frauengeführte Sozialunternehmen WaterQuip versorgt Schulen in Uganda mit Trinkwasser-Filtersystemen.
© seecon gmbh

Seit 2024 arbeiten wir mit frauengeführten Sozialunternehmen Capital Solutions zusammen, das wiederum selbst Sozialunternehmer*innen unterstützt. Gerade in der Phase der Ideenfindung und der Gründung legt Capital Solutions einen Schwerpunkt auf die gleichberechtigte Förderung von Frauen.

Women Income Generation Initiative (WIGOI)

Die gemeinsame Initiative von Capital Solutions und Siemens Stiftung ist Teil des TeamUp Innovation Funds. WIGOI bildet in zwei Kohorten jeweils 50 junge Frauen in Uganda mit unternehmerischen Fähigkeiten aus, darunter auch Frauen mit Behinderung und Fluchthintergrund. Im Fokus stehen Qualifizierungsprogramme, Mentoring und Förderungsmaßnahmen für soziales Unternehmertum.

Ugandan Change Makers

Das Programm bildet 100 marginalsierte junge Frauen zu Unternehmerinnen aus, die wirkungsvolle Lösungen für die Herausforderungen in ihren Communities entwickeln sollen. Dieses gemeinsame Programm von Capital Solutions und Siemens Stiftung wird finanziell durch die Siemens Initiative Cents4Sense gefördert und startete Anfang 2025.
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»Wir glauben an die Wirksamkeit von Kompetenzaufbau und Mentoring für Unternehmerinnen als beste Möglichkeit, Arbeitslosigkeit, Genderungleichheit und häusliche Armut zu bekämpfen.«

Dr. Joyce Namirimo Tamale, Co-Founder & CEO, Capital Solutions Limited

Durch verschiedene Programme unterstützt die Siemens Stiftung vielversprechende Unternehmen dabei, ihre Lösungen zu skalieren. Diese Kooperationen sind für beide Seiten besonders wertvoll, da hier u. a. durch Research & Development neue Erkenntnisse gewonnen werden, die lokale Lösungen für nachhaltige Entwicklung stärken.

Female Health & Hygiene Accelerator (FHHA)

Der FHHA fördert nachhaltige Geschäftsmodelle zur Verbesserung der Frauengesundheit in Kenia, Uganda und Ghana. Das Programm unterstützt zehn Unternehmen aus verschiedenen Bereichen - darunter Menstruations-Gesundheit und -hygiene, Aufklärung, Femtech-Lösungen sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit - darin, ihre Innovationen zu skalieren und investitionsreif zu werden. Bemerkenswert ist, dass auch immer mehr männliche Sozialunternehmer*innen sich in diesem Bereich engagieren.

E-Mobility Programm

In verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten arbeiten wir mit Sozialunternehmen daran, bereits im Markt erprobte Produkte oder Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und damit die soziale und ökologische Wirkung zu steigern. Darüber hinaus bieten wir Trainings an und tragen zu einem internationalen E-Mobilitäts-Ökosystem bei. Dabei legen wir großen Wert auf diverse Perspektiven und die Teilhabe von Unternehmerinnen. Bei Innovationen werden die Bedarfe weiblicher Zielgruppen berücksichtigt.

Trinkwasser für Schulen in Uganda

Die Siemens Stiftung arbeitet mit dem frauengeführten Sozialunternehmen WaterQuip zusammen, um umweltfreundliche Trinkwasserfilter an Schulen zu etablieren, die das Wasserabkochen mit Holz und Kohle ersetzen. Somit verbessert das filtrierte Trinkwasser nicht nur die Gesundheit der Schüler*innen, sondern spart auch CO2 ein. Das bietet die Chance, innovative Finanzierungsmodelle auf Basis Emissionshandel zu erarbeiten und somit die Trinkwasserprojekte zu skalieren.
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Mehr Frauen in der MINT-Ausbildung

Unsere Trainingsprogramme, wie zum Beispiel WeLearn oder BeMINT_Nigeria, wollen Stereotypen abbauen und Chancengerechtigkeit ermöglichen: 50% der Teilnehmer*innen sind deshalb junge Frauen.

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Video Interviews

Stärkung von Last-Mile-Logistik

Celeste Vogel findet mit ihrem Unternehmen eWAKA umweltfreundliche Lösungen für die Herausforderungen der Last-Mile-Logistik in Afrika, von denen alle Stakeholder profitieren.

Sozialunternehmen für Frauengesundheit

Sareen Malik von Cewas will durch sozialunternehmerische Innovation Menstruationsarmut bekämpfen und so Selbstbestimmung und soziale Entwicklung stärken.

Hintergrundbericht

Quellen

Kontakt

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Leitung Community Learning & Development, Sozialunternehmertum
Christine Janezic
christine.janezic@siemens-stiftung.org
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