Verantwortung für unseren Planeten: Klimawandelbildung und Arbeitskräfte­entwicklung sind entscheidend für unsere Zukunft

Der Klimawandel und die damit einhergehende Umweltzerstörung schreiten rasant voran und wirken sich auf das Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt aus. Die Siemens Stiftung und die Siemens Foundation USA sind gemeinnützige Organisationen, die sich auf nachhaltige soziale und integrative Fachkräfte-entwicklung konzentrieren. Beide Stiftungen arbeiten mit globalen Nichtregierungs-organisationen (NGOs) zusammen, um Klimawandelbildung, für Lehrkräfte und Schüler*innen zur Verfügung zu stellen sowie jungen Arbeitnehmenden eine Ausbildung im Bereich der nachhaltigen Wirtschaft zu ermöglichen. Die Bildungsressourcen vermitteln Kindern das nötige Wissen, um die Ursachen des Klimawandels zu verstehen und zeigen ihnen, wie sie den Auswirkungen des Klimawandels begegnen können. Die Ausbildung von Arbeitskräften im Bereich der nachhaltigen Energien ist entscheidend für den Übergang zu einer umweltverträglichen Wirtschaft.

Gemeinsam für Klima & Nachhaltigkeit

Dr. Nina Smidt (Siemens Stiftung) und David Etzwiler (Siemens Foundation USA) sprachen am 13. September 2023 beim des mEducation Alliance Symposium zum Thema „Transformative minds: fostering a green workforce through STEM Education“. Ein Nachbericht.
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MINT-Bildung für nachhaltigen Wandel

Die Siemens Stiftung sieht in der Klimawandelbildung einen wichtigen Hebel: Das Verständnis der Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels führt zu einem Umdenken und unterstützt die Anpassung an seine unvermeidlichen Folgen. Die Klimawandelbildung ist eingebettet in den MINT-Bereich (Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik) und ist eng verknüpft mit zukünftigem Wirtschaftswachstum. Während die Siemens Stiftung im K-12-Schulsystem (vom Kindergarten bis zur 12. Klasse) den Ansatz MINT + Klima einführt und aktiv mit Lehrkräften sowie Schüler*innen zusammenarbeitet, konzentriert sich die Siemens Foundation auf die Förderung von integrativen und qualifizierten Arbeitskräften für eine nachhaltige Wirtschaft. Beide Stiftungen sind auch Teil der Global Alliance of Siemens Foundations, die aus sieben Siemens-Unternehmensstiftungen in Frankreich, Dänemark, Kolumbien, Argentinien, Brasilien, den USA und Deutschland besteht. Diese Allianz verfolgt aktiv eine gemeinsame Vision zur Förderung nachhaltiger Entwicklung, wobei der Fokus auf MINT-Bildung liegt.

Klimawandelbildung: Transformative Denkweisen

Weiterbildungen zur Klimawandelbildung für MINT-Lehrkräfte in Chile.
@ Siemens Stiftung

Die Siemens Stiftung mit Hauptsitz in Deutschland ist eine international tätige Stiftung, die in Afrika, Europa und Lateinamerika zu drei zentralen Themenfeldern arbeitet: Klima & Nachhaltigkeit, Vernetzte Gesellschaften und Gesicherte Grundversorgung. Als Teil des Non-Profit-Sektors arbeiten sowohl die Siemens Stiftung als auch die Siemens Foundation mit Sitz in den USA eng mit Studierenden und Pädagog*innen sowie mit staatlichen und nichtstaatlichen Akteur*innen zusammen. Ihr Fokus liegt auf der Förderung von Kompetenzen, die angesichts der weltweiten Bemühungen zur Dekarbonisierung für den Arbeitsplatz der Zukunft unerlässlich sind. Aufgrund Digitalisierung, Globalisierung und Klimawandel ist der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften enorm. Aus diesen Gründen ist es wichtig die Kräfte von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und der Zivilgesellschaft zu bündeln, um einen gerechten Zugang zu Bildung und eine integrative Arbeitswelt zu schaffen.

Kürzlich teilten wir uns ein Podium auf dem mEducation Alliance Symposium, einer internationalen Konferenz zur MINT-Bildung in Washington. Wir sprachen in einer Diskussionsrunde mit dem Titel „Transformative minds: fostering a green workforce through STEM Education“ über unsere Konzepte für die Klimawandelbildung und unsere Aktivitäten zur Förderung der Besetzung grüner Arbeitsplätze. Juan Carlos Andrade Guevara, Leiter der Abteilung für Grundlagenwissen im Bildungsministerium des mexikanischen Bundesstaates Veracruz, nahm ebenfalls an der Diskussionsrunde teil. Er erläuterte die Verantwortung innerhalb einer Gemeinschaft für gemeinsames Handeln, um die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels im Golf von Mexiko zu verringern. „Das Ziel ist es, die wissenschaftliche Kompetenz in der Gesellschaft zu erhöhen und die Gemeinschaft zu befähigen, gemeinsam zu handeln. Lehrkräfte aus der Region erhalten Schulungen zum Thema Klimawandel, damit sie ihr Wissen an die Schülerinnen und Schüler und damit auch an ihre Familien und die Gesellschaft weitergeben können. Kollektives Handeln und Lobbyarbeit vor Ort sind ein Muss, wenn wir einen Wandel in der regionalen und nationalen Bildungspolitik in Bezug auf die Aufklärung über den Klimawandel erreichen wollen“, sagte Juan Carlos.

Schüler*innen arbeiten mit den 3D-Anwendungen von MICA.
@ Siemens Stiftung

Ein wichtiges Instrument für die Verbreitung von leicht zugänglichem Wissen über den Klimawandel sind Open Educational Resources (OER). Die Siemens Stiftung erstellt in Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen und lokalen Gemeinschaften OER-Materialien, die auf die spezifischen geografischen und kulturellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. In Lateinamerika haben wir zum Beispiel interaktive MICA Karten (Mapa Interactivo de la Enseñanza del Cambio Climático en la Escuela) entwickelt – ein Kit, das aufklappbare Landkarten, Smartphone-Anwendungen, Lehrerhandbücher, Videos und 3D-Objekte enthält, die verknüpft sind mit Themen rund um den Klimawandel. Es befähigt die Schüler*innen die Auswirkungen des Klimawandels in ihrer Region und anderen Teilen des Kontinents zu interpretieren und zu verstehen.

Inklusive Arbeitskräfteentwicklung

Während die internationale Siemens Stiftung den Zugang zu Bildungsressourcen ermöglicht, entwickelt die US-amerikanisch Siemens Foundation Initiativen zur Ausbildung von Arbeitskräften für anspruchsvolle, hochqualifizierte und gut bezahlte Tätigkeiten. Die Siemens Foundation stellt dabei sicher, dass diese Angebote für alle verfügbar und zugänglich sind. Laut einer Studie der Brookings Institution sind in den Vereinigten Staaten weniger als 20 Prozent der Beschäftigten in den Bereichen grüner Energieerzeugung und Energieeffizienz Frauen, während der Anteil Schwarzer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an diesen Arbeitsplätzen weniger als 10 Prozent beträgt. Gleichzeitig werden in den nächsten zehn Jahren mehr als 17 Millionen Beschäftigte im Infrastrukturbereich ihren Arbeitsplatz verlassen, während mehr als 15 Millionen neue Arbeitsplätze im Infrastrukturbereich geschaffen werden.

Der Sektor der Elektrofahrzeuge (EV) ist dank öffentlicher und privater Investitionen ein schnell wachsender grüner Wirtschaftszweig mit einem enormen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Um sicherzustellen, dass Arbeitskräfte unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht an den wirtschaftlichen Aussichten der wachsenden US-Elektrofahrzeugindustrie teilhaben können und um die Vielfalt im Bereich der grünen Energien zu fördern, hat die Siemens Foundation eine Initiative zur Personalentwicklung mit dem Namen EVeryone Charging ForwardTM entwickelt, die über einen Zeitraum von zehn Jahren 30 Millionen US-Dollar für die Förderung einer integrativen Personalentwicklung bereitstellt. Das Programm strebt an, Chancengleichheit bei Ausbildung und Beschäftigung im aufstrebenden Elektrofahrzeugsektor zu fördern, indem es Menschen unterschiedlicher Herkunft gleiche Möglichkeiten bietet. Gleichzeitig soll es einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung und Stärkung der US-Wirtschaft leisten. Darüber hinaus baut die Siemens Foundation in Zusammenarbeit mit nationalen Verbänden und Instituten, die sich auf die Entwicklung von Arbeitskräften spezialisiert haben, wie der National League of Cities und der National Governors Association, eine zentrale Anlaufstelle für Best Practices auf.

Everyone Charging Forward™ wird Menschen aus unterversorgten Gemeinden den Weg zu gut bezahlten, nachhaltigen Arbeitsplätzen im Bereich der Elektroautoaufladung ebnen.
© Siemens USA

Vielfältige wirtschaftliche Perspektiven eröffnen

Integrative Ausbildung von Fachkräften für grüne Arbeitsplätze.
© Siemens USA

Letztendlich wissen wir, dass der öffentliche und der private Sektor zusammenarbeiten müssen, um bei der Entwicklung der grünen Wirtschaft erfolgreich zu sein. Der Bericht “Skills for Green Jobs” der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) unterstreicht, dass der Übergang zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft durch Qualifikationsdefizite erschwert wird – sowohl bei der Vorbereitung auf neue Berufe als auch bei der Anpassung an veränderte Qualifikationsprofile. Es handelt sich um ein Szenario, bei dem die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Politik und privaten Initiativen das Potenzial hat, den grünen Wandel und das Beschäftigungswachstum zu fördern. Die Siemens Foundation entwickelt eine landesweite Strategie für den Sektor, um die Investitionen öffentlicher und privater Partner zu lenken und Programme zu initiieren, die den derzeitigen Elektrofachkräften die für die Branche erforderlichen Qualifikationen und Zertifizierungen vermitteln. Außerdem führen wir ein Programm zur Berufsvorbereitung durch, um neue Berufseinsteiger für Elektrotechnische Berufe zu gewinnen.

In Kenia erkannte die Siemens Stiftung die Effizienz des unternehmerischen Ansatzes bei der Dekarbonisierung der Dienstleistungen, welche die Grundversorgung im Land sichern. Wir haben WeTU gegründet, ein Sozialunternehmen im ländlichen Kenia, das nachhaltige Lösungen in den Bereichen Energie, Wasser, Mobilität und Landwirtschaft anbietet. WeTu betreibt verschiedene Wasser-Energie-Hubs an 15 Standorten. Durch das neue Bildungsprogramm WeLearn werden diese Hubs zu praktischen Lernorten, in denen Jugendliche vor Ort technische Fähigkeiten erwerben können, wie die Nutzung von Solarpumpen, das Betreiben von Ladestationen für Elektrofahrzeuge und die Installation von Solarzellen und sich so letztendlich für offene Stellen im kenianischen Energiesektor qualifizieren können.

Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft

Jedes Land ist auf sein Bildungssystem und einen fortschrittlichen Kompetenzaufbau angewiesen, um das für ein nachhaltiges Wachstum benötigte Humankapital zu fördern. Als Teil des gemeinnützigen Sektors sind wir uns beide unseres Auftrags bewusst, nicht nur alle Menschen zu befähigen, sich dem Kampf jetzt anzuschließen, sondern auch eine dauerhafte Widerstandsfähigkeit für das nächste Jahrtausend zu vermitteln. Bildung muss im Kampf gegen den Klimawandel an vorderster Front stehen, daher müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass Ressourcen und Ausbildungsinitiativen für künftigen Qualifikationen und die Entwicklung von Arbeitskräften für alle zugänglich sind. Der öffentliche und der private Sektor müssen zusammenarbeiten, um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen und eine grüne Zukunft für unsere Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu gewährleisten.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Dr. Nina Smidt spricht im Interview über die Wichtigkeit von intersektoraler und internationaler Zusammenarbeit im Bereich Bildung.
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