MINT-Bildung in Brasilien

Investitionen für individuelle Perspektiven

Der Alltag steckt voller Forschungsfragen: Eine Schülerin erklärt Nathalie von Siemens den Aufbau ihres Versuchs.
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„Education does not change the world. Education changes people. People change the world.” Der brasilianische Pädagoge Paulo Freire beschreibt eingängig, was gute Bildung leisten muss: Junge Menschen zu zukunftsfähigem Denken und nachhaltigem Handeln befähigen.

Die Bildungslandschaft in Brasilien ist aktuell geprägt durch soziale Ungleichheit, hohe Wiederholungs- bzw. Schulabbruchsquoten sowie unterbezahlte und nicht ausreichend qualifizierte Lehrer. Das Land will deshalb investieren: In wissensbasierte Berufsfelder. In eine bessere Ausstattung vor allem der öffentlichen Schulen. In eine qualitätsvolle Lehrerausbildung. Investitionen, die gerechte und gute Bildung ermöglichen. Jenseits von konkreten Inhalten soll diese Haltungen fördern, die für die Entwicklung individueller Lebenskompetenzen und das soziale Miteinander wichtig sind.

  • Zweistufiges Schulsystem: Primarstufe (Ensino fundamental: 1.—8. Klasse), Sekundarstufe (Ensino médio: 9.—11. Klasse)
  • Ausgaben für Bildung: 5,9 % des BIP (2014)
  • WEF Ranking Maths and Science: Platz 131 von 137 (2017/18)
  • PISA-Studie: Platz 63 von 71 (2015)
  • Wichtige Themen: Verbesserung der Lehrerausbildung, Investitionen in eine bessere Ausstattung öffentlicher Schulen

Naturwissenschaftlich-technische Bildung ist notwendig, damit junge Menschen die moderne Welt verstehen und globale Herausforderungen bewältigen können. Damit sie Wissen und Kompetenzen aufbauen, die sie für Entscheidungen im Alltag, das Lösen von kleineren und größeren Problemen und für das Weiterlernen benötigen. In Brasilien ist MINT-Bildung zwar in der Bildungsagenda festgeschrieben, aber vor allem im didaktischen Bereich noch nicht gegenwärtig. Auch das forschende Lernen gehört noch nicht zum Schulalltag und wird in der Lehrerausbildung entsprechend wenig berücksichtigt. Die Siemens Stiftung setzt sich deshalb in Brasilien mit ihrem internationalen Bildungsprogramm Experimento für eine fundierte MINT-Bildung im Grundschulunterricht ein.

Internationales Bildungsprogramm Experimento

Gemeinsam mit der Unternehmensstiftung Siemens Fundação Brasil hat die Siemens Stiftung Experimento 2015 als Lehrerweiterbildungsprogramm für den Grundschulbereich adaptiert. In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Visconde de Porto Seguro und der Universidade Metodista de São Paulo wurde das Programm erfolgreich umgesetzt. Die Bildungsfakultät der Universidade Metodista de São Paulo hat Experimento sowohl in ihr Portfolio zur Lehrerausbildung als auch in ihr Weiterbildungsprogramm für Lehrer integriert. Parallel zu den Aus- und Weiterbildungsaktivitäten der beiden Fachpartner hat sich in kürzester Zeit ein breites Netzwerk engagierter Akteure etabliert, die Experimento wirkungsvoll implementieren. Dazu gehört exemplarisch die Stiftung Ayrton Senna, die mitunter im Auftrag der brasilianischen Regierung Bildungsprogramme entwickelt und ihr Portfolio durch MINT-Themen erweitern will, und die UNESCO, die das Programm an ihren 300 Partner- und Grundschulen einsetzt.

Red STEM Latinoamérica

Seit 2011 unterstützt die Siemens Stiftung mit ihrem internationalen Bildungsprogramm Experimento Pädagogen und Lehrkräfte in acht Ländern Lateinamerikas dabei, das STEM-Verständnis von Kindern und Jugendlichen zu fördern und ihr Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Zusammenhängen zu stärken. Die spanische Website Red STEM Latinoamérica informiert umfassend über das Engagement und fördert die Netzwerksaktivitäten der einzelnen Akteure. Seit 2020 finden Sie dort auch eine Sammlung von rund 500 offenen Bildungsmaterialien (OER) für den spanischsprachigen Unterricht. 

Instituto Qualidade no Ensino / IQE, Escola de Inventor, Bildungsinstitut Atina, Instituto Sabin, die Kommunen Juquitiba im Südosten und Guaratinguetá im Osten des Bundesstaates São Paulo

Bildung in Lateinamerika
Ulrike Wahl

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