»In den Seminaren gehen wir zusammen mit anderen Lehrern die einzelnen Experimente durch. Das verleiht Sicherheit.«

Alfridah Bilankulu, Physiklehrerin an der Musi High School Soweto

Versuch es selbst!

Die Stimmung ist ausgelassen. Die Ferien stehen bevor. Alfridah Bilankulu hat beschlossen, heute mit ihrer 10. Klasse eine Experimentierstunde durchzuführen. Alfridah ist Lehrerin an der Musi High School, einer weiterführenden Schule in Soweto. Soweto, kurz für „South Western Townships“, ist ein Stadtteil von Johannesburg. Lange galt er als unterprivilegierte Satellitenstadt, seit dem Ende der Apartheid erlebt er jedoch einen langsamen, aber stetigen Aufschwung. Ein besonders wichtiges Element dabei ist eine gute schulische Ausbildung.

Praktisches Training in Lehrerworkshops

Seit Mitte der 1990er Jahre wurden die Lehrpläne und die Lehrerausbildung, die zur Zeit der Apartheid strikt getrennt waren, nach und nach angepasst. Experimente sind erst seit Kurzem im Lehrplan vorgesehen. Für Alfridah bedeutete dies harte Arbeit, denn sie musste sich die nun erforderlichen Inhalte selbst erarbeiten. Geholfen hat ihr dabei eine Experimento-Fortbildung, die sie im letzten Jahr besucht hat. Experimento, so heißt das internationale Bildungsprogramm der Siemens Stiftung. Es vermittelt Lehrkräften didaktische und methodische Ansätze für den Einsatz von Experimenten im Unterricht. Die Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit Lehrerbildungsinstituten und lokalen Universitäten speziell an die Besonderheiten und Lehrpläne des Landes angepasst.

„Das Beste an den Seminaren ist, dass man dort zusammen mit anderen Lehrern aus dem naturwissenschaftlichen Bereich die einzelnen Experimente durchgeht. Das verleiht Sicherheit.“, lacht Alfridah. „Bis vor Kurzem war ich an der Musi High School die einzige Physiklehrerin und konnte mich mit niemandem austauschen. Durch die Experimento-Workshops habe ich nun eine Lehrerin kennengelernt, die ganz hier in der Nähe unterrichtet. Mit ihr tausche ich mich regelmäßig aus.“

Naturwissenschaftliche Zusammenhänge durch eigenes Forschen verstehen

Während Alfridah noch die Materialien für das Experiment zusammensucht, beugen sich ihre Schüler bereits interessiert über die Anleitung und diskutieren über den Versuchsaufbau. „Wir brauchen drei Becher mit Wasser; einen mit Kochsalz, einen mit Zitronensäure“, sagt Masego bestimmt. Sie kennt dieses Experiment. Ihre Klasse hat es in diesem Schuljahr schon einmal durchgeführt. Anhand verschiedener Versuchsaufbauten vermittelt es den Schülern die Funktionsweise chemischer Batterien. „Wir brauchen immer einen Zink- und einen Kupfernagel“, weiß Sannah. „Diese halten wir dann in einen der drei Becher und überprüfen die Spannung.“ Alle schauen gespannt auf das Multimeter. Nichts. Verdutzte Gesichter. Irgendetwas scheint mit dem Messgerät nicht in Ordnung zu sein.

Da ergreift Thami eifrig das Wort: „Ich kann euch sagen, was eigentlich passieren müsste. In allen drei Lösungen kann der Strom fließen. Die Flüssigkeit stellt eine Verbindung zwischen den verschiedenartig gepolten Nägeln her.“ Er kann sich noch ganz genau an das Experiment erinnern. „Wenn die Kinder es einmal selbst ausprobiert haben, vergessen sie das Ergebnis nicht mehr so schnell.“, erklärt Alfridah fröhlich.

Die Schüler haben sich bereits ans Aufräumen des Experiments gemacht, da geht plötzlich die Tür auf. Ein Kollege von Alfridah kommt in den Raum und hält das Multimeter in die Luft, das er zwischenzeitlich an sich genommen hatte: „Ich habe es aufgeschraubt. Es war bloß keine Batterie drinnen.“ Alle lachen. Und tatsächlich, jetzt klappt es.

Die Stunde ist zu Ende. Alles wird wieder aufgeräumt. Ab geht’s in die Ferien!

März 2013

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