Sozialunternehmer-innen in Uganda:
Mit lokalen Lösungen für Bildung und Gesundheit


Wenn Adrine Atumanya heute die Eden Secondary School im ugandischen Wakiso besucht, wird sie stets herzlich empfangen. „Ich erinnere mich noch gut an ihr erstes Erscheinen vor zehn Jahren“, sagt Schulleiter Moses Sizomu. „Damals kam eine junge, engagierte Frau mit beeindruckender Überzeugungskraft.“ Schon beim ersten Gespräch war klar: Adrine hatte nicht nur eine Vision, sondern auch eine Lösung – hochwertige, bezahlbare Filtersysteme für sauberes Trinkwasser. Für die rund 900 Schüler*innen der Schule bedeutete das einen Wendepunkt. Seitdem sind Durchfallerkrankungen und Typhusfälle Geschichte, die Fehlzeiten sanken, die Konzentration im Unterricht stieg.
Nachhaltige Filtersysteme für Trinkwasser an Schulen
Das ist nicht nur in der Eden School so. Mit ihrer Firma WaterQuip, die neben ihr als Geschäftsführerin von einem rein weiblichen Team geleitet wird, versorgt Atumanya fast 700 Schulen in und rund um Ugandas Hauptstadt Kampala. Einzige Voraussetzung: Die Schulen müssen eine eigene Wasserquelle haben. Die Filtersysteme, inklusive regelmäßiger Wartung, werden von den Schulen gegen eine monatliche Gebühr abonniert – das erspart hohe Anschaffungskosten. Dass das Wasser nun professionell gereinigt wird anstatt es wie zu früheren Zeiten mit Feuerholz aufzukochen, um Bakterien abzutöten, spart zudem CO2-Emissionen ein und verringert die Entwaldung.

Social Entrepreneurship in den Bereichen Wasser, Sanitär, Hygiene (WASH) ist in afrikanischen Ländern auf dem Vormarsch – und zunehmend weiblich geprägt. Von Frauen geführte Unternehmen entwickeln und vertreiben Produkte und Serviceleistungen, unter anderem speziell für weibliche Zielgruppen. Das wurde auch beim „Majipreneurs Summit“ deutlich (Maji bedeutet „Wasser“ auf Suaheli), der im April 2025 in Kampala stattfand und Anbieter*innen mit Investor*innen und potenziellen Partner*innen zusammenbrachte. Neben WaterQuip waren dort zahlreiche weitere frauengeführte Unternehmen vertreten.

Menstruationshygiene: Schlüssel für gerechte Bildung
Ein großer Fokus liegt dabei auf Menstrual Hygiene. Zu Recht. Denn schätzungsweise 65 Prozent der Frauen und Mädchen in Ländern wie Uganda und Kenia können sich keine handelsüblichen Binden leisten oder haben keinen Zugang dazu. Als Folge geht etwa eins von zehn Mädchen in Sub-Sahara Afrika laut UNESCO einmal im Monat für fünf bis zehn Tage nicht zur Schule – mit fatalen Auswirkungen für Bildung und Zukunft. Um Abhilfe zu schaffen, stellt Munira Twahir ihre pinkfarbenen, weithin sichtbaren „Ari Pad ATM“-Maschinen in entlegenen Gebieten bereit. Schon für neun Kenia-Schilling (das entspricht etwa sieben US-Cents) kann wie an einem Bankautomaten eine Binde gezogen werden. Dazu gibt es eine Chip-Karte, die im Pre-Paid Verfahren aufgeladen wird. Das ehrgeizige Ziel vom „Ari Pad ATM“: bis 2030 rund 2,2 Millionen Frauen in Ostafrika zu versorgen.

„Diesen Rucksack finden auch Jungs ganz toll”
Oder Jamila Mayanja, Gründerin von Smart Girls Uganda. Neben Ausbildungs- und Technikworkshops für Mädchen bietet ihr Sozialunternehmen schicke, recyclebare Rucksäcke an, die Binden und weitere hilfreiche Utensilien, wie kleine solarbetriebene Taschenlampen, enthalten. Zum Aufladen ist im Rucksack ein kleines Solarpanel eingebaut. „Das finden auch viele Jungs ganz toll und wollen unbedingt einen Rucksack haben“, lacht Mayanja. 100 Frauen sind inzwischen bei Smart Girls angestellt. Das Unternehmen arbeitet eng mit lokalen NGOs zusammen.
Bezahlbare Kredite und effektive Netzwerke als entscheidende Kriterien
Allerdings: Sozial orientierte Unternehmen mit wenig Gewinnerwartung brauchen zusätzliche Geldquellen, unter anderem um ihre Wirkung zu skalieren. Und da kommt Capital Solutions ins Spiel. Der Finanzdienstleister und Kooperationspartner der Siemens Stiftung wurde 2014 von Joyce Tamale gegründet. Denn Frauen, die sozialunternehmerisch tätig werden wollen, haben oftmals nur geringen Zugang zu bezahlbaren Krediten, wenig Verbindung zum Markt und weniger effektive Netzwerke, weiß Tamale. Die traditionelle Rollenverteilung und ein dadurch bedingtes geringeres Selbstvertrauen der Frauen in eigene Führungsqualitäten kommen als weitere Hindernisse hinzu.

Capital Solutions hat daher einen Mehrebenen-Ansatz: So gibt es den Micro Impact Fund, über den Kredite zwischen 300 und 3000 US-Dollar vergeben werden – zu einem vergleichsweise günstigen Zinssatz von zwei Prozent. Daneben werden Weiterbildung und Netzwerk-Möglichkeiten angeboten. 100 Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren nehmen beispielsweise seit Januar 2025 am Programm „Uganda Changemakers“ teil. Hier können sie an ihren Businessideen feilen, etwa in den Bereichen Frauen- und Müttergesundheit, Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft und vieles mehr, sowie Finanzierungs- und Marketingstrategien entwickeln.

„Frauen agieren mit Herz in ihrer Community”
Capital Solutions Gründerin Tamale ist selbst das beste Beispiel dafür, dass Frauen es ins Social Business schaffen und viel bewirken können. Mit 100 USD-Dollar startete sie einst, fragte dann Freunde und Bekannte, bis sie 15 000 USD an Startkapital zusammen hatte. Heute finanziert sich Capital Solutions über die Kreditrückzahlungen, Unterstützung von Partner*innen sowie Business-Ausbildungen, die das Unternehmen auch externen Kund*innen anbietet. Für Joyce Tamale steht fest: “Frauen sind die besseren Sozialunternehmer*innen, denn sie agieren im Herz ihrer Community und wissen genau, was da gebraucht wird.“
Klar, das ganz große Geld kann man als Sozialunternehmerin nicht machen. Doch diejenigen, die diesen Weg gegangen sind, lieben, was sie tun. Adrine Atumanya von WaterQuip jedenfalls möchte nichts anderes mehr machen. „Wenn ich aufhören würde, mit ‘meinen’ Schulen zu arbeiten, dann käme es mir vor, als ließe ich ganz viele Menschen im Stich.“
Erfahren Sie mehr darüber,
wie die Siemens Stiftung mit Sozialunternehmerinnen in Subsahara-Afrika zusammenarbeitet.
