Projekt abgeschlossen | Zeitraum: 2010–2019

SUR Akademien

Netzwerke für darstellende Kunst in Lateinamerika

Gemeinsam denken und Ideen entwickeln: Über 5000 Nachwuchskünstler haben an den SUR-Akademien teilgenommen.
© Siemens Stiftung, Fotograf*in: Santiago Sepulveda

Die länderübergreifende Zusammenarbeit von Künstlern kann Zeichen setzen. Gerade in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Polari­sierungen. Doch unter Produktionsdruck und teils prekären Arbeitsverhält­nissen bleibt oft wenig Raum für kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit der Anderen: Wo stehen wir mit unserer Kunst in der Gesellschaft? Was können wir ausrichten? Und wie nehmen wir aktuelle Strömungen wahr? Gemeinsam mit einem lokalen und internationalen Partnernetzwerk hat die Siemens Stiftung drei internationale Akademien für darstellende Kunst in Lateinamerika initiiert.

Arbeitsgebiet:

Kultur

Region/Land:

Lateinamerika

Die SUR-Akademien bieten lateinamerikanischen Künstlern einen unabhängigen geschützten Raum für Forschung und Entwicklung. Die Zusammenarbeit zwischen den Akademien machte die Vielfalt, die Unterschiede und die Ressourcen auf dem Kontinent sichtbar und trug dazu bei, unterschiedliche gesellschaftliche Perspektiven wieder aufeinander zu beziehen. Im Rahmen der SUR-Akademien kommen jährlich Künstler aus ganz Lateinamerika zusammen und arbeiten gemeinsam an der Zukunft des Theaters. Mobilität, Erinnerungskultur oder die Auseinandersetzung mit Gewalt und sozialem Ungleichgewicht sind einige der Themen, die sie dabei bewegen. Ein flankierendes Stipendienprogramm unterstützt die Mobilität. Die Akademien waren eine Initialzündung für länderübergreifende Allianzen, Kollaborationen und Projekte und eine Plattform für die Suche nach ästhetischer Innovation.

Forschung und Entwicklung

In sogenannten Laboratorien betreiben Theatermacher Feldforschung im gesellschaftlichen Umfeld und experimentierten mit neuen Ideen. Nachwuchskünstler treten in Workshops in den Dialog mit anerkannten internationalen Künstlern, lernen gegenseitig ihre Arbeit kennen und können sie durch Anregungen und kritische Auseinandersetzung weiterentwickeln. Zudem finden Aufführungen, Vortragsreihen und Diskussionsrunden statt, in denen auch das Publikum eingeladen ist, innovative Ansätze kennenzulernen.

Theater – Tanz – Live Arts

Jede der drei SUR-Akademien stellt einen anderen Aspekt der darstellenden Kunst in den Fokus ihrer Arbeit. Die in Argentinien ansässige PANORAMA SUR konzentriert sich auf junge Autoren und die Entwicklung neuer Theaterstücke. MOVIMIENTO SUR in Chile legt den Schwerpunkt auf zeitgenössischen Tanz und Mobilitätsthemen. In Kolumbien widmet sich EXPERIMENTA SUR der spartenübergreifenden Zusammenarbeit zur Entwicklung experimenteller Ansätze der Kulturarbeit.

Jedes Jahr kommen eine Vielzahl an Nachwuchskünstlern aus Lateinamerika in Buenos Aires zusammen, um theatrale Praktiken und ihre gesellschaftliche Verankerung zu reflektieren. Im Mittelpunkt des mehrwöchigen Programms steht eine Autorenwerkstatt, die den Erfahrungsaustausch zwischen den lateinamerikanischen Ländern fördert und den Blick auf die Potentiale des Kontinents lenkt. Durch ergänzende öffentliche Aufführungen, Vorträge und Diskussionsrunden erhält ein breites Publikum Einblicke in die sich wandelnde Rolle des Theaters in der Gesellschaft.

Partner
PANORAMA SUR war eine Initiative der Siemens Stiftung zusammen mit der eigens gegründeten Trägerorganisation THE – Asociación para el Teatro Latinoamericano, einer unabhängigen, künstlerbasierten Organisation zur Förderung des zeitgenössischen Theaters in Lateinamerika. Das Partnernetzwerk von PANORAMA SUR wird getragen von: Goethe-Institut Buenos Aires, Malba (Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires) – Fundación Costantini und weiteren wechselnden Partnern wie IUNA – Departamento de Artes del Movimiento, Complejo Teatral de Buenos Aires oder dem TACEC – Teatro Argentino.

Bei MOVIMIENTO SUR arbeiteten Choreographen, Dramaturgen, Künstler und Architekten ausgehend vom zeitgenössischen Tanz und seinem Innovationspotential in Laboratorien gemeinsam an Themen der Bewegung und entwickelten neue Ideen und Projekte im fachübergreifenden Dialog. Workshops, öffentliche Gesprächsveranstaltungen, Aufführungen und Installationen von Künstlern brachten innovative ästhetische Ansätze in die Diskussion.

Partner
Die Siemens Stiftung hat MOVIMIENTO SUR 2012 ins Leben gerufen. Seit 2016 trägt die eigens gegründete Organisation Fundación Movimiento Sur die Akademie. Hauptpartner waren escenalborde – Artes Escénicas Contemporáneas, das Goethe-Institut Chile, der Parque Cultural de Valparaíso und der Consejo Nacional de la Cultura y las Artes de Chile. Auch als Partner beteiligten sich NAVE, INAE – Instituto Nacional de Artes Escénicas Uruguay und MEC – Ministerio de Educación y Cultura Uruguay.

Im Fokus der internationalen Akademie EXPERIMENTA SUR stehen aktuelle Fragen der szenischen Künste in ihrer Relation zu anderen schöpferischen Bereichen der Gesellschaft. Die Arbeitsplattform bringt Künstler, Kuratoren, Dramaturgen und Denker aus Lateinamerika zusammen, um unter dem Stichwort „Expanded Dramaturgies“ (Peter Eckersall) experimentelle künstlerische Praktiken zu erproben. In die Diskussionen fließen ein breites Spektrum an Diskursen ein – aus Ästhetik, Philosophie, Soziologie, Gender Studies oder politischer Theorie.

Partner
Die Akademie wurde von der Siemens Stiftung, dem kolumbianischen Mapa Teatro und dem Goethe-Institut Bogotá initiiert. Die einzelnen Ausgaben wurden von unterschiedlichen Kulturinstitutionen unterstützt, u.a. Institut Français Colombie, Secretaría de Cultura, Recreación y Deporte, Insituto Distral de las Artes – Idartes, Universidad Nacional de Colombia, Universidad Jorge Tadeo Lozano, Universidad Externado de Colombia, und Universidad del Rosario.

Federico León beeindruckte das Publikum von PANORAMA SUR mit der Uraufführung seines 120-Personen-Stücks „Las Multitudes“.
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„Hate Radio“ (Milo Rau/IIPM) ließ einen Radiosender aus Ruanda wieder auf Sendung gehen – auf der Bühne: Überlebende des Genozids.
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MOVIMIENTO SUR 2015 thematisierte den Zusammenhang von Bewegung und Architektur durch kollektive Aktionen im Stadtraum.
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"Between Contentions" - Eduardo Fukushimas Tanzsoli stellten die Frage danach, was uns halten kann in dieser Gesellschaft?
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Olivier Grossetête setzte sich bei EXPERIMENTA SUR mit Fragen des Erinnerns und Vergessens in einer Gesellschaft auseinander.
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Inszenierung „H3“ des Brasilianers Bruno Beltrão und seiner Grupo de Rua im Rahmen von PANORAMA SUR.
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Forced Entertainment stellte mit „Void Story“ ein völlig neues Theaterformat vor: ein Live-Hörspiel mit graphischen Animationen.
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Deufert&plischke gaben die Choreographie ihres Stücks „InsTanzen“ bei EXPERIMENTA SUR komplett in die Hände des Publikums.
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Gemeinsam mit THE – Asociación para el Teatro Latinoamericano und einem dichten Netzwerk lokaler und internationaler Institutionen hat die Siemens Stiftung 2010 PANORAMA SUR entwickelt. 2012 und 2013 folgten dann MOVIMIENTO SUR und EXPERIMENTA SUR. Über die Jahre hat sich durch die Akademien ein breites Netzwerk aus Künstlern gebildet, das in die Kulturszenen Lateinamerikas hineinwirkt. Aus den Begegnungen und Erfahrungen der Künstler entstanden immer wieder neue länderübergreifende Kooperationen und Projekte. Weitere Plattformen für Austausch und Zusammenarbeiten wie „Documenta Sur“ in La Habana/Kuba oder „Complexo Sul“ in Rio de Janeiro/Brasilien entstanden in der Folge als eigenständige Projekte.

»Theater ist kein abgeschloss­ener, realitätsfremder Raum, sondern ein Ort für Kommu­nikation, für die Begegnung zwischen Menschen.«

Fest in den Kulturszenen der Länder verankert

Im Lauf der Jahre haben sich die drei Akademien zu festen Größen in der Region entwickelt. Die jeweiligen Programme werden nun von den künstlerischen Leitern im Land eigenständig kuratiert, unterstützt von einem Netzwerk aus nationalen Kulturinstitutionen, privaten Stiftungen, europäischen Kulturinstituten und Universitäten. Das Goethe-Institut übernimmt einen starken Part mit Stipendien für Nachwuchskünstler aus Lateinamerika. Auch untereinander sind die Veranstalter der Akademien vernetzt, um den Informationsfluss und die Zusammenarbeit in der Region zu fördern. Beispiele für aus den Netzwerken hervorgegangene Produktionen finden Sie im Interview mit Joachim Gerstmeier.

»Man braucht Gesprächspart­ner, um Fragen zu stellen, von denen man noch nicht weiß, ob sie für einen relevant sind.«

Projektleitung Darstellende Kunst
Joachim Gerstmeier

+49 89 540487 316